
Die österreichische Vignette berechtigt zur Nutzung der meisten Autobahnen und Schnellstraßen im Land. Doch es gibt einige besondere Straßenabschnitte – hauptsächlich Gebirgspassagen und Tunnelstrecken – für die Sie trotz gültiger Vignette eine zusätzliche Maut entrichten müssen. Dieser Artikel gibt einen Überblick über alle streckenmautpflichtigen Abschnitte in Österreich.
Was ist der Unterschied zwischen Vignette und Streckenmaut?
Die Vignette ist eine pauschale Benutzungsgebühr für fast alle Autobahnen und Schnellstraßen in Österreich. Sie ist für Kraftfahrzeuge bis 3,5 Tonnen vorgeschrieben und als Jahres-, 2-Monats- oder 10-Tages-Vignette erhältlich.
Die Streckenmaut hingegen ist eine zusätzliche Gebühr, die für besondere Autobahnabschnitte erhoben wird, meist für kostenintensive Infrastrukturbauwerke wie Tunnel und Brücken in den Alpen. Diese Strecken erfordern eine separate Bezahlung, unabhängig davon, ob man eine gültige Vignette besitzt oder nicht.
Übersicht der streckenmautpflichtigen Abschnitte
Folgende Strecken in Österreich unterliegen der Streckenmaut:
1. Brenner Autobahn (A13)
Die A13 von Innsbruck bis zur italienischen Grenze am Brennerpass ist eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen durch die Alpen. Die Mautstrecke beginnt bei der Mautstelle Schönberg und endet an der Staatsgrenze zu Italien am Brennerpass.
- Länge: ca. 35 km
- Mautkosten (2024) für PKW: € 11,50
- Besonderheit: Häufig genutzt für Reisen zwischen Deutschland/Österreich und Italien
2. Tauern Autobahn (A10)
Die Tauern Autobahn verbindet Salzburg mit Villach und ist besonders bei Urlaubern auf dem Weg nach Kärnten, Slowenien oder Kroatien beliebt. Der mautpflichtige Abschnitt umfasst die Tauerntunnel-Strecke zwischen Flachau und Rennweg.
- Länge: ca. 47 km
- Mautkosten (2024) für PKW: € 13,50
- Besonderheit: Beinhaltet den Tauerntunnel (6,4 km) und den Katschbergtunnel (5,4 km)
3. Pyhrn Autobahn (A9)
Die A9 verbindet Oberösterreich mit der Steiermark und führt weiter nach Slowenien. Der mautpflichtige Abschnitt umfasst die Bosruck- und Gleinalmtunnelstrecke.
- Bosrucktunnel: Zwischen Spital am Pyhrn und Ardning
- Länge: ca. 10 km
- Mautkosten (2024) für PKW: € 6,50
- Gleinalmtunnel: Zwischen Übelbach und Deutschfeistritz
- Länge: ca. 17 km
- Mautkosten (2024) für PKW: € 10,50
4. Karawanken Autobahn (A11)
Die A11 verbindet Österreich mit Slowenien und ist eine wichtige Route für den Balkanverkehr. Der mautpflichtige Abschnitt umfasst den Karawankentunnel an der österreichisch-slowenischen Grenze.
- Länge: ca. 8 km
- Mautkosten (2024) für PKW: € 8,00 (nur Richtung Süden mautpflichtig)
- Besonderheit: Zweite Tunnelröhre seit 2023 in Betrieb
5. Arlberg Straßentunnel (S16)
Der Arlberg Straßentunnel auf der S16 Arlberg Schnellstraße verbindet Tirol mit Vorarlberg und ist die westlichste Alpenquerung in Österreich.
- Länge: ca. 14 km
- Mautkosten (2024) für PKW: € 11,50
- Besonderheit: Mit 13,9 km der längste Straßentunnel Österreichs
Bezahlmöglichkeiten für die Streckenmaut
1. Direkte Bezahlung an der Mautstelle
An allen Streckenmautstellen können Sie bar (Euro) oder mit Kredit- und Debitkarten bezahlen. Folgende Karten werden akzeptiert:
- Visa
- Mastercard
- American Express
- Diners Club
- Maestro-Bankomatkarten
- V PAY
2. Videomaut (Digital)
Die Videomaut ermöglicht die Zahlung ohne Anhalten an der Mautstelle. Das Kennzeichen wird automatisch erfasst und die Maut abgebucht.
Vorteile der Videomaut:
- Bequemes Durchfahren ohne Anhalten
- Verfügbar für alle streckenmautpflichtigen Strecken
- Buchbar bis zu 30 Tage im Voraus oder bis zu 30 Tage nach der Fahrt
- Online buchbar über die ASFINAG-Website oder die ASFINAG-App
3. Elektronische Mautsysteme
Für regelmäßige Nutzer bieten sich elektronische Mautsysteme an:
- GO-Box: Für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen, aber auch für PKW nutzbar.
- Europäische Mautdienste: TOLL2GO, EasyGO, etc. sind auf den österreichischen Streckenmautstrecken nutzbar.
- Digitale Mautdienste: EETS-Provider wie Tolltickets, Telepass etc. bieten Mautlösungen für ganz Europa an.
Häufig gestellte Fragen zur Streckenmaut
Gibt es Ermäßigungen für die Streckenmaut?
Ja, es gibt verschiedene Ermäßigungen:
- Pendler: Für Anwohner und Berufspendler gibt es vergünstigte Jahreskarten (z.B. die "Korridor-Vignette" für die Brenner Autobahn).
- Motorräder: Für Motorräder gelten reduzierte Tarife, meist etwa die Hälfte des PKW-Tarifs.
- Menschen mit Behinderung: Unter bestimmten Voraussetzungen können Menschen mit Behinderung von der Streckenmaut befreit werden.
Was passiert, wenn ich ohne Bezahlung durch eine Mautstrecke fahre?
Die Missachtung der Streckenmaut wird als Verwaltungsübertretung geahndet. Die Strafen sind empfindlich:
- Ersatzmaut (bei sofortiger Bezahlung): ca. 120 € für PKW
- Bei Nichtzahlung: Anzeige und Geldstrafe von mehreren hundert Euro
Die Streckenmautstellen sind mit Kameras ausgestattet, die Kennzeichen von Fahrzeugen erfassen, die ohne Bezahlung durch die Mautstelle fahren.
Kann ich die Streckenmautstrecken umfahren?
Theoretisch ja, es gibt alternative Routen, aber diese sind meist:
- Deutlich länger und zeitaufwendiger
- Führen oft durch Ortschaften mit entsprechenden Verkehrsbehinderungen
- In den Wintermonaten teilweise gesperrt oder nur mit Winterausrüstung befahrbar
Für gelegentliche Fahrten ist die Streckenmaut in der Regel die bequemere und oft auch wirtschaftlichere Option.
Fazit
Die Streckenmaut in Österreich ist ein wichtiger Bestandteil des Mautsystems und dient der Finanzierung und Instandhaltung kostenintensiver Verkehrsinfrastruktur wie Tunnel und Brücken im alpinen Gelände. Obwohl sie eine zusätzliche Gebühr zur Vignette darstellt, bietet sie den Nutzern eine schnelle und komfortable Möglichkeit, die Alpen zu durchqueren.
Dank verschiedener Bezahlmöglichkeiten und digitaler Lösungen wie der Videomaut wird die Entrichtung der Streckenmaut immer bequemer. Für Ihre nächste Reise durch Österreich empfehlen wir, die streckenmautpflichtigen Abschnitte im Voraus zu planen und die für Sie passende Bezahlmethode auszuwählen.
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